Neutrophilis: Eine Übersicht über Ursachen und Symptome
Neutrophilis: Eine Übersicht über Ursachen und Symptome Neutrophile sind die häufigsten weißen Blutkörperchen und machen 50-65% aller Leukozyten aus. Sie spielen eine Schlüsselrolle im Immunsystem, indem sie Krankheitserreger bekämpfen.
Täglich produziert das Knochenmark über 100 Milliarden dieser Zellen. Ihre Lebensdauer beträgt nur 1-4 Tage, was ihre schnelle Erneuerung erklärt.
Neutrophile schützen den Körper durch drei Mechanismen: Phagozytose, Freisetzung von Granula und NETs (neutrophil extracellular traps). Normalwerte liegen bei 2,5-7,5 × 10⁹/L.
Störungen dieser Blutzellen können das Infektionsrisiko erhöhen. Ein Verständnis ihrer Funktion hilft, gesundheitliche Probleme früh zu erkennen.
Was sind Neutrophile?
Neutrophile gehören zu den wichtigsten weißen Blutkörperchen und sind entscheidend für die Abwehr von Infektionen. Sie machen den größten Teil der Granulozyten aus und zirkulieren im Blutstrom, um Krankheitserreger zu bekämpfen.
Definition und grundlegende Eigenschaften
Diese Zellen werden als polymorphkernige Leukozyten bezeichnet. Ihr Name leitet sich von ihrer Färbung mit neutralen Farbstoffen ab, die der Forscher Paul Ehrlich entdeckte.
Wichtige Merkmale von Neutrophilen:
- Durchmesser von 9-15 µm im Blutausstrich
- Segmentierter Kern mit 3-5 Lappen
- Zwei Granulatypen: azurophile (primäre) und spezifische (sekundäre) Granula
Morphologie und Struktur
Die einzigartige Form der Neutrophilen ermöglicht ihre schnelle Bewegung. Ihr Zellkern ist je nach Reifegrad stab- oder segmentkernig.
Im Vergleich zu anderen Granulozyten:
- Eosinophile: reagieren auf Parasiten und Allergien
- Basophile: beteiligt an allergischen Reaktionen
Bei Nagetieren werden Neutrophile oft als Pseudo-Eosinophile bezeichnet. Dies liegt an ihrer speziellen Färbung in diesen Tieren.
Neutrophilis: Eine Übersicht über Ursachen und Symptome :Die Rolle von Neutrophilen im Immunsystem
Als erste Verteidigungslinie schützen Neutrophile den Körper vor schädlichen Eindringlingen. Sie sind Teil des Immunsystems und reagieren innerhalb von Minuten auf Infektionen. Ihre schnelle Mobilisierung macht sie zu unverzichtbaren Kämpfern gegen Bakterien und Pilze.
Angeborene Immunabwehr
Neutrophile gehören zur angeborenen Abwehr. Sie erkennen Pathogene anhand von Mustern und wandern gezielt zu Entzündungsherden. Dieser Prozess läuft in vier Schritten ab:
- Chemotaxis: Lockstoffe wie IL-8 leiten die Zellen.
- Adhäsion: Selectine und Integrine helfen beim Anheften.
- Migration: Neutrophile durchdringen Gefäßwände.
- Phagozytose: Erreger werden eingeschlossen und verdaut.
Phagozytose und Mikrobenbekämpfung
Bei der Phagozytose umschließen Neutrophile Erreger und zerstören sie. Ein respiratory burst produziert aggressive Sauerstoffverbindungen. Diese töten Bakterien innerhalb von Sekunden.
Ein Neutrophil kann bis zu 20 Bakterien unschädlich machen. Danach stirbt es ab und wird von Makrophagen beseitigt. Dieser Opfermechanismus verhindert, dass Entzündungen außer Kontrolle geraten.
Neutrophile Granulozyten: Arten und Funktionen
Drei Arten von Granula machen Neutrophile zu effektiven Abwehrzellen. Diese Speichervesikel enthalten Enzyme und Proteine, die für die Bekämpfung von Erregern entscheidend sind. Ihre Zusammensetzung variiert je nach Typ und Funktion.
Azurophile Granula (primäre Granula)
Azurophile Granula entstehen früh in der Entwicklung der Granulozyten. Sie enthalten aggressive Substanzen wie Myeloperoxidase und Defensine. Diese zerstören Bakterien direkt.
Ein wichtiges Enzym ist Elastase. Es spaltet Proteine von Pathogenen. Zu viel Elastase kann jedoch Gewebe schädigen. Das spielt bei chronischen Entzündungen eine Rolle.
Spezifische Granula (sekundäre Granula)
Spezifische Granula sind kleiner und enthalten Lysozym und Laktoferrin. Lysozym baut Bakterienwände ab. Laktoferrin bindet Eisen und entzieht es Erregern.
Diese Produkte wirken langsamer als azurophile Substanzen. Dafür sind sie gezielter. Sie helfen, Infektionen lokal zu begrenzen.
Tertiäre Granula
Tertiäre Granula speichern Enzyme wie Gelatinase und Kollagenase. Diese bauen die Matrix von Geweben um. Das ermöglicht Neutrophilen, schnell zu Entzündungsherden zu wandern.
In der Pappenheim-Färbung zeigen die Granulatypen unterschiedliche Farben. Azurophile Granula erscheinen rot, spezifische blau.Neutrophilis: Eine Übersicht über Ursachen und Symptome
Neutrophil Extracellular Traps (NETs)
Bei Infektionen bilden Neutrophile spezielle Fallen aus DNA. Diese neutrophil extracellular traps (NETs) sind ein cleverer Abwehrmechanismus. Sie fangen Bakterien ein und verhindern deren Ausbreitung.
Bildung und Funktion von NETs
Innerhalb von 8 Stunden nach Erregerkontakt starten Neutrophile die NETose. Dabei wird ihr Kern aufgelöst und Chromatin freigesetzt. Dieses vermischt sich mit antimikrobiellen Proteinen.
So funktionieren NETs:
- DNA-Netze immobilisieren Pathogene wie ein Spinnennetz
- Enzyme wie Myeloperoxidase töten eingefangene Erreger ab
- Der Prozess endet mit dem Zelltod der Neutrophilen
Klinische Bedeutung bei Infektionen
NETs spielen eine Doppelrolle: Sie bekämpfen Infektionen, können aber auch Gewebe schädigen. Bei Malaria oder Präeklampsie finden sich erhöhte NET-Level.
Risiken und Chancen:
- Thrombosen: Intravaskuläre NETs fördern Blutgerinnung
- Autoimmunität: NETs triggern manchmal Angriffe auf körpereigene Zellen
- Therapien: Hemmung überschießender NET-Bildung bei Entzündungen
Forscher untersuchen NETs auch bei Krebs. Tumore nutzen sie manchmal, um Metastasen zu bilden.
Neutrophilis: Eine Übersicht über Ursachen und Symptome :Entwicklung und Lebensdauer von Neutrophilen
Von der Entstehung bis zum Abbau: Neutrophile durchlaufen strenge Phasen. Ihre life span ist kurz, doch ihre Produktion im bone marrow (Knochenmark) ist hoch. Täglich entstehen etwa 100 Milliarden dieser Zellen.
Reifung im Knochenmark
Die Entwicklung dauert 6–8 Tage. Aus myeloblastischen Vorläuferzellen entstehen reife Neutrophile. Das Hormon G-CSF steuert diesen process:
- Differenzierung: Stammzellen → Myeloblasten → reife Granulozyten.
- G-CSF: Fördert Wachstum und Freisetzung ins Blut.
| Reifungsstadium | Dauer | Merkmale |
|---|---|---|
| Myeloblast | 1–2 Tage | Großer Zellkern, wenig Granula |
| Promyelozyten | 2–3 Tage | Azurophile Granula entstehen |
| Segmentkernige | 1 Tag | Voll funktionsfähig |
Apoptose und Abbau
Ohne Aktivierung sterben Neutrophile nach 6–8 Stunden durch apoptosis. Dieser programmierte Zelltod verhindert Entzündungsschäden. Wichtige Faktoren:
- Milzmakrophagen: Beseitigen abgestorbene Zellen.
- Infektionen: Verlängern die Lebensdauer durch Überlebenssignale.
Bei Chemotherapie kann die Produktion im bone marrow gestört sein. Das führt zu Neutropenie und erhöhter Infektanfälligkeit.
Ursachen für veränderte Neutrophilen-Werte
Die Anzahl der Neutrophilen im Blut kann sich aus verschiedenen Gründen ändern. Solche Schwankungen zeigen oft Krankheiten oder Reaktionen des Körpers an. Ein Blutbild gibt Aufschluss über den Zustand dieser wichtigen Immunzellen.
Neutrophilie: Erhöhte Neutrophilen-Zahl
Von Neutrophilie spricht man bei Werten über 7,5 × 10⁹/L. Häufige Ursachen sind:
- Infektionen: Bakterielle Erkrankungen lösen eine starke Vermehrung aus.
- Stress: Körperliche Belastung oder emotionaler Druck erhöhen die Werte.
- Leukämie: Bestimmte Blutkrebsformen führen zu unkontrolliertem Wachstum.Neutrophilis: Eine Übersicht über Ursachen und Symptome
| Ursache | Typische Werte | Dauer |
|---|---|---|
| Akute Infektion | 10–20 × 10⁹/L | Tage bis Wochen |
| Chronische Entzündung | 8–12 × 10⁹/L | Monate |
| Medikamente (Kortison) | 7–9 × 10⁹/L | Während der Einnahme |
Neutropenie: Verminderte Neutrophilen-Zahl
Werte unter 1,5 × 10⁹/L nennt man Neutropenie. Sie erhöht das Infektionsrisiko. Mögliche Gründe:
- Medikamente: Chemotherapie oder Antibiotika stören die Bildung.
- Autoimmunerkrankungen: Der Körper zerstört eigene Neutrophile.
- Genetische Defekte: Angeborene Störungen wie zyklische Neutropenie.
Besonders kritisch ist eine schwere Neutropenie (Linksverschiebung im Blutbild zeigt unreife Zellen an – ein Hinweis auf hohen Verbrauch.
Die Therapie hängt von der Ursache ab. Bei Medikamenten wird oft die Dosis angepasst. Schwere Fälle benötigen Wachstumsfaktoren wie G-CSF.
Symptome und Erkrankungen im Zusammenhang mit Neutrophilen
Störungen der Neutrophilen-Funktion zeigen sich durch typische Symptome. Diese reichen von häufigen Infekten bis zu chronischen Entzündungen. Ein Blutbild hilft, die zugrunde liegende Krankheit zu identifizieren.
Entzündungen und Infektionen
Neutrophile reagieren als erste auf bakterielle Erreger. Bei Überaktivität können sie jedoch Gewebe schädigen. Klinische Zeichen:
- Eitrige Entzündungen: Abszesse oder Schleimhautschwellungen.
- Fieber: Durch freigesetzte Pyrogene.
- CRP-Anstieg: Laborparameter für akute Entzündungen.
Autoimmunerkrankungen und NETs
Bei Autoimmun-Krankheiten wie Lupus erythematodes spielen NETs eine Rolle. Sie triggern Angriffe auf körpereigenes Gewebe. Folgen:
- Gelenkschäden: Durch neutrophilen-vermittelte Entzündung.
- Nierenbeteiligung: NETs lagern sich in Filterzellen ab.
Einfluss auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Neutrophile fördern Herz-Kreislauf-Probleme wie Atherosklerose. Mechanismen:
- Plaque-Bildung: NETs binden Cholesterin in Gefäßen.
- Infarktrisiko: Neutrophile infiltrieren geschädigtes Herzgewebe.
Neue Studien zeigen Verbindungen zu chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Therapien zielen auf die Kontrolle der Neutrophilen-Aktivität ab.
Neutrophilis: Eine Übersicht über Ursachen und Symptome :Neutrophile und ihre Bedeutung für die Gesundheit
Gesunde Neutrophile sind entscheidend für ein starkes Immunsystem. Sie schützen den Körper vor Infektionen und helfen bei der Wundheilung. Ihr Zustand spiegelt die allgemeine Gesundheit wider.
Eine ausgewogene Ernährung mit Vitamin C und Zink unterstützt die Funktion dieser Abwehrzellen. Regelmäßige Bewegung und Stressreduktion tragen ebenfalls zur Erhaltung normaler Werte bei.
In der Medizin dienen Neutrophile als wichtige Biomarker. Bei Sepsis zeigen ihre Werte den Krankheitsverlauf an. Neue Therapien zielen auf gezielte Steuerung ihrer Aktivität ab.
Ein Blutbild gibt Aufschluss über den Immunstatus. Abweichungen sollten immer ärztlich abgeklärt werden. So lassen sich mögliche Gesundheitsrisiken früh erkennen.







