Nekrose definieren: Eine detaillierte medizinische Erklärung
Nekrose definieren: Eine detaillierte medizinische Erklärung Nekrose beschreibt den irreversiblen Zelltod, ausgelöst durch Verletzungen, Infektionen oder Sauerstoffmangel. Im Gegensatz zur Apoptose handelt es sich um einen unkontrollierten Prozess, der umliegendes Gewebe schädigt.
Der Pathologe Rudolf Virchow prägte im 19. Jahrhundert den Begriff. Seine Forschungen legten den Grundstein für das Verständnis von Gewebeschäden. Heute hilft dieses Wissen Ärzten, Krankheiten präziser zu diagnostizieren.
Eine gestörte Blutversorgung ist eine häufige Ursache. Ohne Nährstoffe sterben Zellen ab und lösen Entzündungen aus. Dieser Prozess spielt bei vielen Erkrankungen eine zentrale Rolle.
Klinisch ist Nekrose relevant, weil sie Therapieentscheidungen beeinflusst. Je früher sie erkannt wird, desto besser lassen sich Folgeschäden im Körper begrenzen.
Was ist Nekrose? Eine Definition
Mediziner unterscheiden klar zwischen pathologischem und kontrolliertem Zellabbau. Während die Apoptose ein geplanter Prozess ist, handelt es sich bei der Nekrose um eine ungewollte Zerstörung von Gewebe. Auslöser sind oft Sauerstoffmangel oder Verletzungen.
Grundlegende Merkmale des Zelltods
Bei Nekrose schwellen Zellen an und ihre Membranen reißen. Der Zellkern verdichtet sich (Kernpyknose) oder löst sich auf (Karyolyse). Mikroskopisch erkennt man diese Schäden an einer verstärkten Eosinophilie.
Freigesetzte Zelltrümmer aktivieren das Immunsystem. Dadurch entstehen Entzündungen, die umliegendes Gewebe schädigen können. Dieser Prozess fehlt bei der Apoptose.
Unterschied zwischen Nekrose und Apoptose
Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Kontraste:
| Merkmal | Nekrose | Apoptose |
|---|---|---|
| Auslöser | Äußere Schäden (Sauerstoffmangel, Gift) | Programmierter Selbstmord der Zelle |
| Entzündung | Ja | Nein |
| Gewebeschaden | Ausgeprägt | Minimal |
| Klinisches Beispiel | Gangrän | Embryonalentwicklung |
Ein extremes Beispiel ist die Gangrän. Hier verbindet sich Nekrose mit einer Infektion. Ohne Behandlung breitet sie sich schnell aus.
Arten der Nekrose und ihre Eigenschaften
Abgestorbenes Gewebe kann unterschiedliche Strukturen annehmen, abhängig von der Ursache. Mediziner unterscheiden vier Hauptformen, die jeweils typische Veränderungen verursachen. Diese Unterschiede sind für Diagnose und Therapie entscheidend.
Koagulationsnekrose: Festes abgestorbenes Gewebe
Bei dieser Form gerinnt Eiweiß im betroffenen Bereich, ähnlich wie beim Kochen eines Eis. Häufig tritt sie bei Ischämie auf, etwa nach einem Herzinfarkt. Der Sauerstoffmangel unterbricht die Zellfunktion, doch die Grundstruktur bleibt erhalten.
Liquefaktive Nekrose: Verflüssigung des Gewebes
Hier zerfällt das Gewebe zu einer breiigen Masse, oft durch bakterielle Enzyme. Ein Beispiel ist ein Hirnabszess nach einem Schlaganfall. Eiter entsteht, wenn Immunzellen die abgestorbenen Zellen abbauen.
Fettnekrose: Spezifische Schädigung von Fettgewebe
Typisch bei akuter Pankreatitis, wo Enzyme Fettzellen zerstören. Kalzium lagert sich ein und bildet sichtbare “Kalkseifen”. Im Röntgenbild erkennt man dies an feinen weißen Sprenkeln.
Gangrän: Nekrose mit Infektion
Eine gefürchtete Komplikation, bei der abgestorbenes Gewebe von Bakterien besiedelt wird. Bei feuchter Gangrän (z. B. Gasbrand durch Clostridium) bilden sich Blasen und Faulgase. Trockene Gangrän zeigt sich dagegen als schwarzes, mumifiziertes Areal.
Ursachen und Risikofaktoren für Nekrose
Verschiedene Faktoren können zum Absterben von Gewebe führen. Manche entstehen plötzlich, andere entwickeln sich langsam. Entscheidend ist, die Auslöser früh zu erkennen.
Durchblutungsstörungen und Ischämie
Eine mangelnde Blutversorgung ist eine Hauptursache. Ohne Sauerstoff und Nährstoffe sterben Zellen ab. Typische Beispiele sind:
- Herzinfarkt: Verstopfte Herzkranzgefäße.
- Diabetischer Fuß: Durch Thrombosen geschädigte Gefäße.
- Hüftkopfnekrose: Bei Alkoholmissbrauch oder Trauma.
Risikofaktoren wie Rauchen oder Diabetes verschlimmern die Durchblutung.
Infektionen und toxische Einflüsse
Bakterien oder Gifte zerstören Zellen direkt. Streptokokken setzen z. B. Enzyme frei, die Gewebe auflösen. Besonders gefährlich sind:
- Gasbrand: Clostridien produzieren tödliche Toxine.
- Spinnengifte (Loxosceles): Lösen lokale Nekrosen aus.
- Autoimmunreaktionen: Lupus kann Gefäßentzündungen verursachen.
Traumatische Verletzungen und Erfrierungen
Starke Verletzungen quetschen Gewebe oder unterbrechen die Durchblutung. Beispiele:
- Kompartmentsyndrom: Druckanstieg in Muskellogen.
- Erfrierungen: Eiskristalle zerstören Zellstrukturen.
- Chemische Verbrennungen: Säuren oder Laugen verätzen Gewebe.
Ältere Menschen oder Raucher sind besonders gefährdet.
Behandlungsmöglichkeiten bei nekrotischem Gewebe
Moderne Therapien setzen auf eine Kombination aus chirurgischen und medikamentösen Ansätzen. Bei stark geschädigtem Gewebe ist das Debridement entscheidend. Chirurgen entfernen abgestorbene Zellen, bis gesunde Bereiche erreicht sind.
Bei Infektionen wie Gasbrand hilft hyperbare Sauerstofftherapie. Sie stoppt Bakterienwachstum und fördert die Heilung. Antibiotika werden gezielt nach Keimbestimmung eingesetzt.
Für chronische Wunden eignet sich die Vakuumversiegelung (VAC). Sie reduziert Schwellungen und beschleunigt die Granulation. In schweren Fällen kann eine Amputation nötig sein.
Nach der Akutbehandlung folgt oft plastische Chirurgie. Sie stellt Funktion und Ästhetik wieder her. Langzeitbetreuung umfasst Schmerzmanagement und Prothesenanpassung.







